Arte sagt, du kiffst zu viel, oder: Reggae, Weed und Jürgen Klopp – Teil 3

Half Way Tree, Kingston

Ich bin den Tag über nicht wirklich aus dem Quark gekommen. Der Trip nach Trench Town sitzt mir immer noch in den Knochen, physisch wie psychisch.

Ich war zwar kurz  Einkaufen und bin etwas durch die Gegend geschlendert, habe aber ansonsten die meiste Zeit des Tages auf der Terrasse des Hostels gesessen, Bier getrunken, gedöst und versucht zu lesen, wovon ich meist direkt wieder eingedöst bin.

Jetzt sitze ich an der Bar, höre Gary und John vom Hostel mit halbem Ohr bei ihrem Gespräch zu und schaue träumend in die Gegend, bis ich Gary den Namen Chinna Smith sagen höre.

„Moment, der Chinna Smith von den Wailers?“, frage ich und bin plötzlich wieder wach.

Weiterlesen

Welcome to Trench Town, oder: Reggae, Weed und Jürgen Klopp – Teil 2

Trench Town, Jamaika

Kaum haben wir den Culture Yard verlassen, sind wir in einer anderen Welt.

War im Yard alles mit einer Art nostalgischem Schleier überzogen und der Rost, der abblätternde Putz und die verwitterten bunten Farben der Außenwände von einem fast schon romantischen Hauch der Vergänglichkeit umgeben, dann ist das hier das Gegenteil.

Die Wellblechhütten, die Autowracks, die Einschusslöcher an einigen Wänden:

Kein verklärtes Überbleibsel vergangener Zeiten. Das hier ist echt.

Weiterlesen

Auf Bob Marleys Spuren, oder: Reggae, Weed und Jürgen Klopp – Teil 1

„I remember when we used to sit in the government yard in Trench Town.

Oba – obaserving the ‚ypocrites as they would mingle with the good people we meet.“

– Bob Marley, „No Woman No Cry“

Trench Town/Kingston

Ich muss nach Trench Town. Ich muss.

Es führt kein Weg daran vorbei, dem wohl berüchtigsten und gleichzeitig faszinierendsten Stadtteil Kingstons einen Besuch abzustatten.

Zu oft habe ich Bob Marley in seinen Liedern darüber singen hören.

Zu oft habe ich mich gefragt, woher diese Lieder stammen.

Weiterlesen

Die Jungs aus der Altbau-WG: AnnenMayKantereit, Live in Flensburg

Flensburg – Donnerstag, 7. April 2016

Donnerstagabend, 20.30 Uhr. Vier schlaksige Jungs mit wuseligen Haaren betreten die Bühne des ausverkauften Max unter tosendem Applaus. AnnenMayKantereit heißen sie. AnnenMayKantereit, das sind Sänger Henning May, Gitarrist Christopher Annen, Schlagzeuger Severin Kantereit und Bassist Malte Huck. Letzterer stieß leider zu spät dazu, um im Bandnamen aufzutauchen.

Weiterlesen

Ich, der Tanz-Nazi, oder: Eskalation, Exzess und Extravaganz einer kubanischen Weihnacht (Kuba – Teil 3)

Die folgenden Ereignisse spielen 24 Stunden nach dem letzten Blogeintrag 

24. Dezember, Remedios/Kuba

„Ach, Weihnachten ist schon schön. Die Ruhe, die Muße und Behaglichkeit. Nicht wahr, Kuba?“, frage ich die Karibikinsel.

„Fuck You!“, sagt Kuba und schmeißt mir seinen gesammelten Wahnsinn um die Ohren.

Weiterlesen

Von isländischen Göttern und europäischen Dämonen, oder: Heinz Ratz auf der Suche nach Europa

Heinz Ratz hat eindeutig einen Hang zum Größenwahn. Wenn auch im bestmöglichen Sinne. Wo andere Menschen froh sind, einen Triathlon an einem Tag hinter sich zu bringen, nimmt er sich drei Jahre, läuft 1000 Kilometer durch Deutschland, um Geld für Obdachlose zu sammeln, schwimmt 800 Kilometer von Konzert zu Konzert, um auf die Verschmutzung der Flüsse aufmerksam zu machen und radelt im dritten Jahr insgesamt 7000 Kilometer von Flüchtlingsheim zu Flüchtlingsheim, um dort mit Musikern aus aller Welt Musik zu machen.

Und wo andere Musiker sich einen Ort, vielleicht auch eine Stadt aussuchen, um darüber zu singen, nimmt er sich ganz Europa vor.

Weiterlesen

Marokko – Letzter Teil, oder: Lang lebe der Müßiggang

Essaouira

Aus einem Tag in Essaouira sind mittlerweile sieben geworden.

Von Tag zu Tag machte ich weitere Abstriche von meiner Reiseplanung.

„Fahre ich halt nicht über die Grenze nach Mauretanien, sondern bleibe in der West-Sahara und schlafe noch eine Nacht hier.“

„Fahre ich halt nicht mehr in die West-Sahara,  sondern nur die Küste runter“

„Scheiß auf die Küste. Mache ich halt noch einen Kurz-Trip in die Umgebung und fahre dann zurück nach Marrakesch“

Und so weiter.

Weiterlesen

Marokko Teil 9 – Essaouira, oder: Von Dosenbier, AC/DC und dem Leben allgemein

Essaouira

„Du musst unbedingt nach Essaouira.“

„Ok, warum?“

„Richtig geil da!“

Mehr hatte ich meist nicht aus den Leuten herausbekommen, die mir auf meiner mittlerweile fast vier Wochen andauernden Reise durch Marokko begegnet sind.

Doch die Empfehlungen häuften sich, von Backpackern wie Einheimischen gleichermaßen.

Der Reiseführer hielt sich in diesem Punkt relativ wage. („Nettes, kleines Fischerstädtchen, viele Hippies, leckerer Fisch, blablabla“)

Nun stehe ich also am Busbahnhof von Essaouira in der mittlerweile gewohnten Traube an Menschen, die mich davon überzeugen wollen, dass ihr Hotel das günstigste, schönste, coolste und zentralste und überhaupt ist, als mich jemand auf die Schulter tippt und in breitem amerikanischen Slang fragt, ob ich nicht bei ihm im Hotel übernachten will. Er heiße Dan und sein Hotel sei das günstigste, schönste, coolste und zentralste und überhaupt.

Ich bin so verwirrt, dass ich sofort mit ihm gehe.

Weiterlesen

Kein Bock auf Gefühls-Porno, oder: Warum Per Kruse lieber auf der Straße singt als bei Dieter Bohlen

Per Kruse kommt aus Kopenhagen. In Flensburg kennt ihn trotzdem jeder, der schon einmal in den Abendstunden durch die Fußgängerzone geschlendert ist. Und wenn schon nicht persönlich, und vielleicht nicht einmal namentlich, dann zumindest vom Sehen.

Per Kruse ist der, der trotz geschlossener Geschäfte die Innenstadt mit Leben füllt. Der, der poppige Songs weniger poppig und kitschige Song weniger kitschig klingen lässt.

Per Kruse ist der Mann mit der Gitarre, der sich jedes Wochenende vor »Deichmann« die Seele aus dem Leib spielt.

Weiterlesen