St.Pauli-Tanz-Marathon: Le Fly, Live in Flensburg

Flensburg – Sonnabend, 21. November 2015

Konzerte von Le Fly sind eigent­lich nur mit einem Wort zu beschreiben: „anarchisch“. Und mit „mittreißend“. Na gut, zwei Worte. Und mit „sehr, sehr gut“.

Scheißegal, letzten Endes ist es eigentlich auch Wurst, wie viele Worte man braucht, um die Band aus St. Pauli zu beschreiben, Le Fly kann man eh keinen wirklichen Stempel aufdrücken..

Die Band hat sich die besten Facetten aus Hip-Hop, Ska, Reggae, Rock, Metal, Elektro, Latin, ach, eigentlich von allem – außer vielleicht nordfriesischen Death-Shanty – herausgepickt, diese mit einer Priese Kiez abgerundet und damit ihren eigen Stil kreiert: St.-Pauli-Tanzmusik.

Ihre Texte handeln von ihrer Heimat (und ihrem Lieblingsfußballverein) St. Pauli, von Drogen und Saufen, vom Es-sich-gut-gehen-lassen und vom Leben allgemein, wobei ihr musikalisches und textliches Niveau weitaus höher ist, als der Inhalt ihrer Lieder zunächst vermuten lässt.

Denn Le Fly als reine Partyband zu klassifizieren, würde ihnen – trotz der enormen Party – die sie bei jedem ihrer Konzerte entfachen, nicht gerecht werden.

Besonders live gehören die Jungs zum Besten, was die Hansestadt aktuell zu bieten hat, das hat die Band auch bei ihrem Auftritt im Flensburger Kühlhaus Ende November abermals unter Beweis gestellt. Die musikalische Masse der zehnköpfigen Band traf das Publikum ab dem ersten Takt und ging bis in die letzte Reihe.

Le Fly stehen für Spaß an der Musik und für Feiern am Limit und gaben diese Euphorie auch in Flensburg an ihr Publikum weiter. Hier wurde nicht geschunkelt oder im Takt mutgewippt, hier wurde über zwei Stunden getanzt, gepogt, gesoffen und ge­crowdsurft bis nichts mehr ging. Und anschließend wurde dieses Limit weiter ausgereizt. Le Fly stehen auch dafür, auf dem Konzert einfach mal den Kopf auszuschalten, sich von der Musik mitreißen zu lassen und sich vor und auf der Bühne zum Affen zu machen…

Eine Ruhepause zum Verschnau­fen gab es für die Zuschauer erst, als Le Fly gegen Ende der Show das Publikum aufforderten, sich hinzusetzen, während sie sich in spontanen Cover-Versionen von Alanis Morisette bis Drafi Deutscher versuchten.

Die einzige Ballade des Abends, war „Uh Girl“ von ihrem ersten Album „St. Pauli Tanzmusik“, ein Liebeslied über die (ihrer Meinung nach) perfekte Frau, die nicht nur trinkfest und offen für verschiedene fragwürdige Sexualpraktiken ist, sondern im Idealfall am Ende eines Kneipenabends auch noch die Rechnung zahlt. Normal.

Alles in allem ein Konzerterlebnis von dem man sich sicherlich etwas erholen muss (physisch wie psychisch), das allerdings jeden Schweißtropfen, jeden Muskelkater am nächsten Morgen und jeden potenziellen Leberschaden durch die After-Show-Party wert war.

Wer bei Le Fly nicht abgeht, ist selber schuld.

Der Ruf der Aale bei Facebook

(Old School in gedruckter Form erschien der Artikel am Montag, dem 23. November 2015 in der Flensborg Avis)

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